Klosterkirche Garnstock: "Versuch eines sakralen Gesamtkunstwerks"

Die Kirche des Franziskanerklosters Garnstock wurde zwischen 1934 und 1936 nach Plänen des

Architekten Dominikus Böhm errichtet. Das Kloster diente als Ausbildungsstätte für die Evangelisierung in Südbrasilien.

Die in Bruch- und Backstein errichtete Kirche mit ihrem vorgebauten Säulengang im Süden

stellt das bemerkenswerteste an der Anlage dar. Das Kloster selbst wurde neuzeitlich zur Behindertentagesstätte umgebaut. Im Osten, entlang des Zugangsweges zur Kirche, sind die schlichten Grabstätten einiger der Patres angelegt.

Heute wird die Kirche vornehmlich wegen ihrer um die Weihnachtszeit errichteten großen Krippe

aufgesucht. Böhm ist für seine Kirchenbauten als Architekt der Moderne besonders bekannt.

Laut seiner eigenen Aussage „Ich baue was ich glaube“ gestaltete Böhm hier einen schlichten sakralen Innenraum, bei dem nichts die Sicht auf den Altarraum und das diesen beherrschende Wandgemälde mit den überlebensgroßen Darstellungen aus dem Leben des Hl. Franziskus stört.

Das Wichtige an den Bauten dieser Zeit ist das Zusammenspiel der Architekten und Kunsthandwerker, die sich in der modernen Darstellung von Architektur und Ausstattung mit klaren, streng religiösen Inhalten ergänzten.

In Verbindung mit Böhm wirkten die Lehrenden der Aachener Kunstgewerbeschule in diesem Raum. So gestaltete Anton Wendling beispielsweise die holzgeschnitzten Altarbilder. Maria Hasemeier – Eulenbruch aus Raeren schuf die Tabernakel des Haupt- und der Seitenaltäre, den Kreuzweg  und den Schmerzensmann im Eingang. Den überlebensgroßen Christophorus auf der Nordinnenwand allerdings malte später Geraldo Roderberg, einer der Patres selbst.

Bibliographie: Ausstellungskatalog,

Leben und Werk der Maria Hasemeier-Eulenbruch, Töpferei

Museum Raeren, 1993 - Text: Norbert Kreusch - Foto unten: Heribert Kever, Eupen


Download
www.saarland.de/dokumente/thema_denkmal/BEL_Garnstock.pdf
Text, Abbildungen und Redaktion: N. Kreusch
Übersetzung:
N. Kreusch; Karte: G. Jakobi
Edition: Ministerium für Bildung und Kultur, Landesdenkmalamt, Saarland
BEL_Garnstock.pdf
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Der Heilige Georg

Emaille-Tafel im Kreuzgang

Künstler: unbekannt

Gestiftet von: Franz Morschel († 12.12.1962) (Inhaber der Schalterbaufirma Morschel/Eupen)


Der Heilige Franz - Ölgemälde von Peter Hodiamont (1925-2004) - Schenkung der Fondation Hodiamont an die Vereinigung St. Franziskus von Assisi Garnstock VoG
Der Heilige Franz - Ölgemälde von Peter Hodiamont (1925-2004) - Schenkung der Fondation Hodiamont an die Vereinigung St. Franziskus von Assisi Garnstock VoG

Missionskolleg der südbrasilianischen Franziskanerprovinz Garnstock bei Eupen, Belgien




Am 8. Mai 1977 verabschiedeten sich die Patres und Brüder vom Orden der Franziskaner vom Kloster Garnstock. Mehr als 50 Jahre prägten sie das religiöse Leben im Eupener Umland.   Die Belastungen durch das riesige Klosteranwesen war für die kleine Ordensgemeinschaft nicht mehr zu bewältigen. Vor den Franziskaner waren zuerst die Eucharistiner-Patres auf der Anhöhe zwischen Eupen und Baelen aktiv. Sie kamen 1909 nach Eupen  und   begannen 1913 mit dem Bau des Klosters Garnstock, das schon ein Jahr später bezogen werden konnte. Zu Beginn waren es nur zwei Ordensangehörige, die nach Baelen kamen und zunächst in einem Haus vis-à-vis vom heutigen Klosterbau wohnten. 1924 kamen erst die Franziskaner  zum Garnstock. Sie hatten zunächst im Kloster Moresnet eine Bleibe gefunden. Zwei Jahre wurde ihnen erlaubt, auf Garnstock ein Kolleg zu eröffnen. Im Jahr 1924 startet der Schulbetrieb. Zunächst waren es nur 45 Klosterschüler, von denen 20 später Priester wurden. Die Kirche des Franziskanerklosters Garnstock wurde zwischen 1934 und 1936 nach Plänen des Architekten Dominikus Böhm errichtet. Das Kloster diente als Ausbildungsstätte für die Evangelisierung in Südbrasilien. Im Kloster Garnstock absolvierten die Schüler ihre Humanioraklassen, das eigentliche Abitur mussten die Schüler aber in Brasilien bestehen. Dort mussten sie dann auch weiteren Studien folgen. Der normale Schulbetrieb wurde bis 1941 aufrecht erhalten. In vielen Jahren zählte ein Jahrgang am Garnstock bis zu 80 Schüler. Insgesamt haben 800 Schüler im Kloster Garnstock ihre Schulzeit verbracht. Während des Krieges und danach erlebte das Kloster Garnstock eine wechselhafte Geschichte: Ab 1940 übernahmen deutschen Soldaten am Garnstock das Kommando. Die erste dort stationierte Einheit gehörte zu einer SA-Motorradstaffel. In den Jahren 1942 und 1943 wurde im Kloster eine Lehrerbildungsanstalt etabliert. Nach dem Ende des 2. Weltkriegs wechselte dann folglich die Nutzer des Garnstocks. Als erstes bezogen die Amerikaner das Klosteranwesen. Vorübergehend wurden im Garnstock auch politische Häftlinge untergebracht: Viele Eupener haben in dieser Zeit den Garnstock als Internierungslager kennenlernen müssen. Nach der Nutzung durch das amerikanische Militär erhielt das Kloster eine  Bestimmung als Sanatorium: Lungenkranke deutsche Kriegsgefangene fanden Behandlung. Im Jahr 1950 wurde der letzte deutsche Kriegsgefangene aus dem requirierten Franziskaner-Kolleg entlassen. Im selben Jahr zogen die Patres und Brüder wieder in ihr angestammtes Haus ein und im November 1951 wurde der Schulbetrieb wieder aufgenommen.  Insgesamt wurden nach dem Krieg noch 75 Schüler nach Brasilien entsandt. Bedingt durch Nachwuchsprobleme sahen sich die  Franziskaner-Patres gezwungen 1972 den Schulbetrieb einzustellen. Zum Schluss waren nur noch neun Ordensangehörige im Garnstock tätig; das Kloster diente den alten und erholungsbedürftigen Brasilien-Missionaren als Ort der Ruhe und Sammlung. Im September 1973 belegte das "College Patronne"   als Mieter das Gebäude des ehemaligen Missionskollegs, der Konvent zog sich ab dieser Zeit in den Westflügel zurück.  Seit 1974 diente Kloster Gamstock ausschließlich als Erholungsort für alte und kranke Brasilienmissionare. Teile des Klostergebäudes wurden in den letzten Jahren zur Behindertentagesstätte umgebaut. Auf dem Grundstück neben dem Kirchenschiff sind die schlichten Grabstätten einiger Patres angelegt, ferner ist eine Marienstatue (Betonguss von Pater Geraldo Roderfeld) hier aufgestellt.

Am 4. Oktober 1936 nahm der Bischof von Lüttich, Ludwig Josef Kerkhofs, die Kirchweihe der Franziskaner-Klosterkapelle vor.

Pieta - Holzskulptur (1954)  von Geraldo (Gerhard Otto) Roderfeld OSM (+ 1988 in Brasilien)
Pieta - Holzskulptur (1954) von Geraldo (Gerhard Otto) Roderfeld OSM (+ 1988 in Brasilien)
Die Bronze-Skulptur wurde der Garnstock-Kirche testamentarisch von Diözesanhauptinspektor Willy Brüll (+ 2000) vermacht.
Die Bronze-Skulptur wurde der Garnstock-Kirche testamentarisch von Diözesanhauptinspektor Willy Brüll (+ 2000) vermacht.




Altarbild von Willi Jakob (* 1895; † 1967), Würzburg und Wolf, 1936

Künstlersignet von Willy Jakob, Würzburg